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Meeder

Interview mit dem 2. Bürgermeister Matthias Korn zum Thema Klimaschutz

21.10.2022
2. Bürgermeister Matthias Korn. FOTO: GEMEINDE MEEDER
2. Bürgermeister Matthias Korn. FOTO: GEMEINDE MEEDER

Herr Bürgermeister Korn, was trägt Ihre Gemeinde zum Umwelt- und Klimaschutz bei?

Matthias Korn: Hier könnte ich es fränkisch kurz machen und sagen: ,,Viel". Doch ich möchte dies etwas näher ausführen und auch unseren Umwelt- und Klimaschützern einmal danken.

Die Gemeinde Meeder als ehemalige Kornkammer des Landkreises Coburg ist eine überwiegend landwirtschaftlich geprägte Gemeinde. Unsere aktiven Landwirte im Haupt- und Nebenerwerb verdienen an dieser Stelle auch ein besonders großes Dankeschön! So sind es unsere Landwirte, die entgegen manchen Berichten in erster Linie aktiv Umweltschutz betreiben. So viel über diese Berufsgruppe geschimpft wird, hat man gerade unter Corona gesehen, dass sie durch die Tierhaltung eben nicht für den enormen CO²-Ausstoß verantwortlich sind. Als keine Flugzeuge am Himmel waren. Kreuzfahrtschiffe in den Häfen lagen und die Tiere ihre Notdurft ebenso weiter verrichteten wie zuvor, war dennoch eine deutliche Verbesserung bemerkbar.

Wir als Gemeinde sind stets im Dialog mit unseren Landwirten und wollen mit ihnen statt gegen sie arbeiten. Auch ist es erfreulich, dass unsere Landwirte und Grundbesitzer durch das Betreiben von PV- und Biogasanlagen annähernd eine 100-prozentige Energieversorgung für die Gemeinde bereitstellen können.

Seit der neuen Legislaturperiode haben wir im Gemeinderat ein Umwelt- und Energiereferat, welches bereits einige Projekte ausgearbeitet hat. Dazu zählt unser Kriterienkatalog, welcher verfasst wurde, um künftige PV-Freiflächenanlagen bewerten und genehmigen zu können. Ein wichtiger Punkt darin ist auch die Bürgerbeteiligung.

Weiterhin gibt es für unsere Grundbesitzer eine Zisternenförderung mit welcher durch technische Maßnahmen eine nachhaltige Reduzierung von Oberflächenwasserableitungen" aus befestigten bzw. versiegelten Flächen in die öffentliche Entwässerungseinrichtung erfolgen soll. Dieses Wasser ist entsprechend- oder an für Toilettenspülungen dere Nutzungen im Hausgebrauch vorzusehen. Ferner sehen unsere Bauleitplanungen vor, Steingärten in Neubaugebieten eine Absage zu erteilen.

Welche Ziele haben Sie sich für die kommenden Jahre gesetzt?

Matthias Korn: Wir sehen und erleben immer wieder, welche Probleme uns vor neue Aufgaben stellen. Es sind nicht nur die vorher beschriebenen Probleme unserer Landwirte und die des Nachwuchses. Nein, auch die Klimaveränderungen mit langen Trockenperioden oder zunehmenden Unwettern machen uns zu schaffen. Hier arbeiten wir derzeitig an einem Sturzflutmanagement und stehen auch hinsichtlich des Katastrophenschutzes im ständigen Kontakt und Austausch mit unseren Führungskräften der Feuerwehren.

Besonders die zunehmende Wald- und Flächenbrandgefahr sowie Wasserengpässe sind Auswirkungen der Klimaerwärmung. Hier gibt es einige Gedanken, um diese Auswirkungen für die Umwelt im Ernstfall einzudämmen, die wir in den nächsten Jahren umsetzen möchten.

Was sind die nächsten Projekte im Bereich Nachhaltigkeit und Umweltschutz?

Matthias Korn: Hier laufen derzeit einige Projekte, wie zum Beispiel die Erneuerung unserer Kläranlage in Kösfeld. Die künftig sanierte Kläranlage könnte man fast als „Grüne Wasseraufbereitungsanlage" bezeichnen. So wird unsere Natur durch Verringerung des erzeugten Faulschlamms - welcher im Müllheizkraftwerk verbrannt werden muss - und damit einhergehend einer Reduzierung des CO²-Ausstoßes der Anlage entlastet. Eine vorgesehene stromerzeugende Gasturbine, ein sogenanntes Blockheizkraftwerk, welches einen Anteil des benötigten Stroms direkt aus der durch die Faulschlammverringerung entstehenden Faulgase erzeugenkann, sorgt für zusätzliche Stromeinsparung.

Durch moderne Techniken entlasten wir den Sulzbach und besonders das nahe Hochwasserrückstaubecken „Goldbergsee" - und somit auch das Vogelschutzgebiet der „Glender Wiesen" durch Umleitung des gereinigten Wassers über eine Druckleitung.

Arbeiten Sie mit anderen Gemeinden zusammen, um mehr zum Umweltschutz beizutragen?

Matthias Korn:
Klar schaut man, was in den Nachbargemeinden hinsichtlich des Klima- und Umweltschutzes getan wird. Man tauscht sich auch hin und wieder mit den Kollegen aus und hilft sich gegenseitig. Die bevorstehenden Herausforderungen können auch nicht von einer Gemeinde allein bewältigt werden und vieles muss man ,,grenzübergreifend" betrachten. Auch hinsichtlich der Energieunabhängigkeit haben wir erst wieder grünes Licht für ein grenzübergreifendes Projekt zwischen Bad Rodach und Meeder signalisiert.

Was ist Ihre ganz persönliche Motivation, um sich für globale Nachhaltigkeit und Umweltschutz einzusetzen?

 Matthias Korn:
Wir wollen als Gemeinde ganz klar unseren CO²-Fußabdruck verringern. Dass dies nicht von heute auf morgen geht, ist fast allen bewusst. Doch dieses Bewusstseinmuss auch in den Köpfen unserer Regierung und der Bürger ankommen. Wir können nicht plötzlich alles abschalten und dann überlegen, wo wir die benötigte Energie herbekommen. Wir müssen uns vorher Gedanken machen, welche Auswirkungen der nächste Schritt haben wird. Hier gibt es viele Beispiele, die man auch als kleiner kommunaler Mandatsträger in die Spitzen transferieren kann.

Persönlich fängt der Klima- und Umweltschutz aber auch beim Einkaufen an: Hier setze ich auf regionale Produkte, um auch unsere heimischen Betriebe und Erzeuger zu unterstützen. Alles was hier vor Ort produziert wird, sollte auch hier vor Ort bleiben und vermarktet werden. Das erspart viele Transportkosten und Importe aus aller Herren Länder.

Wir müssen wieder bewusster leben und auch handeln. Niemand mag für den Liter Milch mehr ausgeben als für einen Liter Wasser im Supermarkt. Doch am Ende dieser Kette stehen unsere Erzeuger vor Ort, die ihre Betriebe schließen müssen, weil sie so nicht mehr überleben können.

Deshalb möchte ich allen nahelegen, dies gleichzutun und beste Qualität beim Direktvermarkter, beim Bauern, um die Ecke einzukaufen und damit unsere Landwirte zu unterstützen, statt sie zu gängeln. Denn man wirbt hier gerne und zurecht mit: ,,Genussregion Coburger Land"! red