Schon die Kelten wussten das Regnitztal zu schätzen. In den fruchtbaren Gründen zwischen Steigerwald und Fränkischer Schweiz ließen sie sich nieder und trieben sogar regen Handel mit den Römern. Das belegen auch archäologische Funde aus der Gegend um Hirschaid.Noch heute eindrucksvoll zu sehen ist die Friesener Warte, ein Bergsporn hoch über Hirschaid, auf dem die Kelten ihre Fluchtburg bauten. Wo heute Segelflieger starten, suchten die Menschen damals Zuflucht, wenn sie in Gefahr waren. 2000 Jahre ist das her, doch ihre Geschichte ist noch immer lebendig.
In späteren Jahrhunderten sicherte Kaiser Karl der Große sein Frankenreich auch an der Ostgrenze ab – rund um das Regnitztal ließ er Kirchen bauen, in denen der christliche Glaube verbreitet wurde. Solche sogenannten „Slawenkirchen“ lassen sich ganz in der Nähe in Seußling und Amlingstadt nachweisen. Um das Reich zu regieren und zu verwalten, zogen Kaiser Karl und seine Nachfolger im Mittelalter mitsamt ihrem 400-köpfigen Tross von Pfalz zu Pfalz – und hier spielt Hirschaid erstmals auch schriftlich eine Rolle: Kaiser Heinrich IV. war es, der im Jahr 1079 eine Urkunde in „Hirzheide“ unterzeichnete und den Ort damit zum ersten Mal erwähnte. Er reiste im Regnitztal auf einer Straße, die sich bald zu einer der wichtigsten Handelsrouten im europäischen Fernhandelsnetz entwickeln würde.
Neue Archäologische Funde haben ergeben, dass Hirschaid zu diesem Zeitpunkt bereits seit rund 400 Jahren besiedelt war. Von der Wirtschaftsmetropole Nürnberg aus zogen Händler und Fuhrleute seit dem Mittelalter durch Hirschaid zu den Handelsplätzen im Norden und Osten. Diesen geografischen Vorteil nutzte auch Bayernkönig Ludwig I. und führte seine beiden modernen Verkehrsprojekte, die erste bayerische Ferneisenbahn und den Verbindungskanal zwischen Main und Donau, geradewegs an Hirschaid vorbei. Damit war der industriellen Entwicklung Hirschaids der Weg geebnet.
Sehenswürdigkeiten
Von der reichen Geschichte Hirschaids und seiner Gemeindeteile berichten auch die zahlreichen Kirchen: Von der barocken St.-Vitus-Kirche in Hirschaid über die kleine Kirche „Maria vom Guten Rat“ in Friesen mit ihren neugotischen Altären bis zur eher schlichten St.-Mauritius-Kirche in Sassanfahrt sind in allen Dörfern Schmuckstücke des Kirchenbaus zu finden. Ein Kleinod ist die St.-Johanniskirche aus dem Jahr 1956 in Regitzau. Als letzte evangelische „Notkirche“ der unmittelbaren Nachkriegszeit steht sie unter Denkmalschutz.
Kultureller Schatz
Zwei fabelhafte Museen laden ihre Besucher dazu ein, die Entwicklung und Geschichte Hirschaids auf lebendige Art und Weise zu entdecken. Anschaulich kann hier ein Blick in das Leben der Ortsbewohner früherer Zeiten geworfen werden.
Im in Sassanfahrt gelegenen Museum Tropfhaus, das einst eine Wohnanlage für Arbeiter war, stehen das Leben und Arbeiten dieser Menschen im Mittelpunkt. Schritt für Schritt und auf ansprechende Weise kann das Leben der sogenannten „Tropfhäusler“ nachvollzogen werden. Es gibt liebevoll gestaltete Angebote für Schulklassen, die von Ethnologie-Studierenden der Otto-Friedrich-Universität Bamberg erstellt und evaluiert wurden.
Das Museum im Schloss Sassanfahrt (1. Stock) beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Fortschritt des Verkehrs im Regnitztal und den entsprechenden Auswirkungen auf die Bevölkerung. Für Gruppen und Schulklassen gibt es eine Bandbreite unterschiedlicher Themengebiete, zu denen es ein spannendes Programm und museumspädagogisches Material für die betreuende Lehrkraft gibt.
Sehenswert ist auch das Schloss Sassanfahrt selbst. Um dem ursprünglichen Ziel des Reichsgrafen Julius von Soden gerecht zu werden, wurde das Schloss saniert und 2014 als Bildungs- und Kulturzentrum neu eröffnet. Das zauberhafte, wunderschön restaurierte Gebäude ist eine Augenweide mit reichhaltigem kulturellem Programm. Der Schlosspark und das Anwesen können aber auch für private Veranstaltungen wie Hochzeiten oder Feste gemietet werden. red; Quelle: Bürgerbroschüre