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Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg: Holzernte mit Bedacht

Der Harvester ist aus dem modernen Wirtschaftswald nicht mehr wegzudenken. Der Wald der Zukunft ist schon am Wachsen.

Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg: Holzernte mit Bedacht

Am Harz ist deutlich zu erkennen, dass sich diese Fichte gegen den Borkenkäfer gewehrt hat. Am Ende hat es nicht gelangt: Die dürre Krone und das Bohrmehl am Stamm lassen Revierförster Andreas Hiller (rechts) deutlich erkennen, dass dieser Baum so schnell wie möglich gefällt werden muss - eine Aufgabe für Forstbetriebswart Rudolf Kehrer. Foto: Nina Grötsch riebswart R

23.03.2023

Wer im Winter mit wachen Augen durch den Wald spaziert ist, dem sind an manchen Bäumen vielleicht Markierungen ins Auge gesprungen. Andreas Hiller ist der Mann mit der Spraydose - und der mit dem wachen Auge. Seine Aufgabe als Revierförster am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg (AELF) ist es unter anderem, Bäume ausfindig zu machen, die der Borkenkäfer befallen hat. 

Unter anderem ist er dafür in der Klinge, einem knapp 100 Hektar großen Waldareal der Stadt Kitzingen, unterwegs. Während befallene Bäume in den wärmeren Monaten innerhalb von 14 Tagen gefällt werden müssen, um zu verhindern, dass der Schädling Eier legt oder auf benachbarte Bäume übergreift, ist im Winter mehr Zeit - der Borkenkäfer ist dann nicht aktiv. Doch die kalten Tage sind gezählt und so ist Kitzingens Forstbetriebswart Rudolf Kehrer aktuell dabei, die letzten markierten Bäume aus dem Wald zu schaffen. 

Wie das vonstattengeht? ,,In unseren fränkischen Wäldern meist ohne gar zu aufwändige Technik", erzählt Kehrer. Gefällt und gerückt wird hier entweder mit der Motorsäge oder mit dem Harvester, einer speziellen Holzernte-Maschine, sowie dem Forwarder als Tragschlepper. In Kitzingen machen es diese Maschinen in erster Linie einfacher - in anderen Regionen legen sie vor allem Tempo vor, denn wo ein Waldarbeiter in einer Stunde vielleicht zwei bis drei Festmeter schafft, schafft ein Harvester in gleicher Zeit 15 bis 20 Festmeter.

Wie wird gefällt?

Jedem Spaziergänger sind sicherlich schon die Stellen aufgefallen, in denen alle 30 Meter eine Art Schneise in den Wald führt, in der bewusst keine Bäume stehen. ,,Das sind die so genannten Rückegassen", erklärt Kehrer. ,,Da - und nur da - darf der Harvester fahren." Mit einem ca. 10 Meter langen Arm nähert er sich dann ganz gezielt den Bäumen, die zu entfernen sind, fällt diese, entastet sie, schneidet sie in Stücke und lagert das Holz dann am Gassenrand, von wo es im Kitzinger Beispiel in Kleinmengen meist von Selbstwerbern, aber auch von regional ansässigen Firmen abtransportiert wird. 

Während man in Kitzingen und den meisten anderen Wäldern in Franken mit Manpower und Harvester zurechtkommt, wird andernorts größeres Geschütz aufgefahren. In Steilwäldern wird mit großen Seilkrananlagen und Traktionswinden gearbeitet.
Sowohl Hiller als auch Kehrer wissen, dass der Einsatz großer Forstmaschinen von der Bevölkerung oft als bedrohlich wahrgenommen wird. Und es stimmt auch, dass die Rückegassen nach dem Befahren mit einem Harvester oft ein wenig wüst aussehen - doch da wächst schnell Gras darüber. 

Umso wichtiger ist es den beiden Förstern, die Bürger über die extremen Veränderungen forstlicher Arbeitsabläufe, die der Klimaveränderung geschuldet sind, zu informieren. Es ist nämlich nicht nur der Borkenkäfer allein, der der Forstwirtschaft zu schaffen macht, sondern natürlich auch die zunehmende Trockenheit. Gerade die Fichten kommen mit ihren Flachwurzeln nach und nach an ihre Grenzen und sterben ab. Auch hier er ist es wichtig, rechtzeitig zu handeln, indem zum Beispiel sterbende Bäume entfernt werden oder auch mal „ausgedünnt" wird. Kehrer zeigt auf drei nebeneinander stehende große Bäume auf kleinem Raum. ,,Die nehmen sich irgendwann das Wasser weg", prophezeit er. Dann lieber den Einschlag machen, solange das Holz noch gut und verwertbar ist.

Trockenjahre nehmen zu

1947, 1976 und 2003 sind in der Geschichte als zu trockene Jahre eingegangen. War da der Abstand zwischen den „Problemjahren“ noch groß, hat sich dies inzwischen gewandelt: 2015, 2018, 2019, 2020 und 2022 stehen als nächstes auf der Liste und zeigen, dass der Klimawandel voll eingeschlagen hat. Eine ordentliche Bewirtschaftung des Waldes ist demnach enorm wichtig. Fichten, die nach den 50ern wegen ihrem schnellen Wachstum als Bauholz gefragt waren, haben auf der Fränkischen Platte keine Zukunft. Schon jetzt wird deshalb neuer Waldbestand unter dem bestehenden gepflanzt. Hainbuchen und Rotbuchen zählen hier zu den Bäumen der Zukunft. 

Auch Weißtannen sind in der Klinge in Kitzingen als Jungbäume zu finden. ,,Diese Arten kommen gut mit Schatten zurecht und können unter den Fichten wachsen", erklärt Hiller, dem eine große Artenvielfalt im Wald wichtig ist. Vor allem auch, was die heimischen Eichenarten angeht. Immer wieder trifft man beim Spaziergang auf ein „Käferloch" - so nennt der Förster die entstandene Freifläche, wenn gleich mehrere Bäume entnommen werden mussten. Hier sieht man die Jungbäume, die in der Nachbarschaft noch klein im Schatten der großen Fichten leben, schon gesund, grün und deutlich größer stehen. „Der Wald der Zukunft", prophezeit Hiller.

Holz als Wirtschaftszweig

Neben der Tatsache, dass Bäume wegen Schädlingen oder Trockenheitsschäden gefällt werden müssen, gibt es natürlich auch Einschläge aus Sicherungsgründen. Hat ein Sturm gewütet, muss beispielsweise gewährleistet werden, dass die Waldwege begehbar sind, ohne Gefahr zu laufen, dass ein instabiler Baum kippt. Hiller erinnert auch an das Eschentriebsterben, das kürzlich in Kitzingen als Vorsichtsmaßnahme einen größeren Einschlag nötig gemacht hat. Darüber hinaus ist Holz natürlich auch ein Wirtschaftszweig. „Wer ein Bett oder einen Schrank aus Holz möchte und nicht will, dass das Material vom anderen Ende der Welt geliefert wird, muss die heimische Forstwirtschaft unterstützen", bringt es Kehrer auf den Punkt. Nina Grötsch

HOLZERNTE IM WANDEL DER ZEIT

Noch bis Anfang der 90er Jahre konnte die Holzernte quasi nach Plan erfolgen. Es gab zuverlässig zwei Frostperioden, in denen das Holz problemlos aus dem Wald gebracht werden konnte: eine kurze im November und eine längere ab Dreikönig bis März oder sogar April. Der Holzeinschlag begann schon Wochen vorher. Die Zeit bis zum Einsetzen der Fröste nutzte der Holzrücker, um die gefällten und aufgearbeiteten Bäume an die Rückegasse zu ziehen. Dies erfolgte entweder durch das Pferd, was sehr bodenschonend war, oder der Rücker setzte einen leichten Schlepper mit Seilwinde ein, mit der der gefällte Baum zur Rückegasse gezogen wurde. 

Stellte sich eine stabile Frostlage ein, wurden die bereitliegenden Holzhaufen binnen kurzer Zeit über die beinhart gefrorene Rückegasse an die Lkw-befahrbaren Waldwege transportiert. Seit Beginn der 2000er Jahre werden Frostlagen immer kürzer und schwächer, die Winter milder und nässer. Um auf oft weichen Böden Holz rücken zu können, wurden Maschinen mit geringen Bodendrücken entwickelt. Dafür wurden die Reifen breiter und die Profile schonender. Statt vier haben Forstmaschinen heute oft acht Räder, teils werden Bänder eingesetzt.
(AELF)

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