Der Bayerische Bauernverband (BBV) will die vielfältige Land- und Forstwirtschaft in Bayern stärken. ,,Bäuerliche Familienbetriebe sind das grüne Fundament für unseren Landkreis und unser Land", sagt Hermann Greif aus Pinzberg. Der Bezirkspräsident für Oberfranken beim BBV erklärt die Forderungen an die Politik, die der Verband zur anstehenden Landtagswahl in einem Zehn-Punkte-Katalog zusammengefasst hat.
Herr Greif, der BBV will, dass die Vielfalt gestärkt und die Regionalität in den Fokus gerückt wird. Was bedeutet das konkret?
Hermann Greif: Beinahe 10.000 bäuerliche Familienbetriebe im Haupt- und Zuerwerb in Oberfranken sind Multifunktionstalente und erbringen vielfältige Leistungen. Ob als Erzeuger für pflanzliche und tierische Lebensmittel, Holz und Energie, sind sie der Garant für unsere Kulturlandschaft.
Dafür benötigen sie mehr Anerkennung und Wertschätzung. Politische Rahmenbedingungen mit Herkunftskennzeichnung ohne Taschenspielertricks wären hier die Grundlage. Verbraucher könnten sich dann gezielt für regionale und saisonale Produkte entscheiden. Fair Play für Kunden, Erzeuger und Umwelt. Bedingung dafür ist ein stabiler Finanzrahmen ohne deutschen Bürokratie-Wahnsinn. Egal ob Bio oder Konventionell, Vegetarisch, Vegan oder mit Fleisch, unser Slogan ist ,,Aus der Region, für die Region".
Es geht Ihnen auch um Energiewende und Klimaschutz?
Hermann Greif: 150 Jahre Industriegesellschaft haben unseren Planeten schlimm zugerichtet. Wir müssen sehr vorsichtig mit den Bodenschätzen und dem Klima unserer Erde umgehen. Sonne, Wind und Landwirtschaft sind die Lösung für diese Probleme. Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen haben diese Welt so erschaffen. Wir Landwirte sind in der Lage mit diesen Faktoren, nutzbringend für die Menschen, hochwertige Nahrungsmittel und erneuerbare Energie zu produzieren, aber auch gleichzeitig Umweltschutz zu gewährleisten. Hier haben verstaubte Vorstellungen von Umweltschützern aus dem letzten Jahrtausend mit Stilllegung und Extensivierung nichts verloren. Biodiversität geht nur mit „Schützen durch Nützen".
Das Eigentum soll gewahrt und das Thema Tierhaltung weiterentwickelt werden. Was steckt hinter diesen Forderungen?
Hermann Greif: ,,Was du von deinen Vätern ererbt, bewahre es um es zu erhalten". In diesem Satz steckt die Antwort. Eigentum ist einer der Grundpfeiler unserer Arbeit im Bauernverband. Nur wem etwas gehört, geht achtsam damit um. Acker-, Wiesen- und Waldboden fruchtbar in die nächste Generation zu geben, ist unsere Berufung. Dazu gehört die Kreislaufwirtschaft durch die Viehhaltung. Tiere machen aus vielen, für die menschliche Ernährung ungeeigneten, Pflanzen wertvolle Lebensmittel wie Milch und Fleisch. 80 Prozent aller Pflanzen können nur Tiere verwerten. Auch viele wichtige Glieder in einer gesunden Fruchtfolge. Mit dem Biodünger der Tiere ernähren wir dann wieder Pflanzen. Deswegen steht der Bauernverband für Eigentum und tierwohlgerechte Haltung.
Wie sollen nachhaltiges Wirtschaften, aber auch Bildung und Forschung gefördert werden? Hermann Greif: Ohne Forschung gibt es kein nachhaltiges Wirtschaften. Grundvoraussetzung dafür ist Bildung. Ob nun bei der Ausbildung unserer Bäuerinnen und Bauern bis zur optimalen Förderung für die Forschenden. Hier sind Gesellschaft und Staat gleichermaßen, auch finanziell, gefordert.
Bäuerliche Familienbetriebe reagieren aufgrund ihrer hervorragenden Ausbildung sehr schnell und flexibel auf neue Trends. Meisterinnen und Meister, Bachelor und Master aber fallen nicht vom Himmel. Sie brauchen eine jahrelange fundierte Ausbildung. Bisher gelingt es uns, mit ihrem Wissen nachhaltig weit mehr Menschen zu ernähren als nur die eigene Bevölkerung. Das ist kein Fluch, sondern ein Segen. Viele Menschen in dieser Welt beneiden uns darum.
Was erwarten Sie von der Ernährungs- und Verbraucher-, aber auch von der Steuer- und Sozialpolitik?
Hermann Greif: Wir Landwirte sind an unsere Heimat gebunden. Wir können die Produktion nicht ins Ausland verlagern. Bei all den klimatischen Veränderungen und Ansprüchen an unsere Produktion darf man Betriebswirtschaft und Marktorientierung nicht vernachlässigen. Landwirte investieren in Jahrzehnten und denken in Generationen. Verlässlichkeit bei politischen Entscheidungen ist hier Voraussetzung.
Wer einseitig Landwirtschaft belastet und mit Auflagen überzieht, treibt die Produktion aus dem Land. Mit dem Krieg in der Ukraine sollten wir gelernt haben: Abhängigkeit von totalitären Staaten führt zu Krisen. Unsere Nahrung darf nicht um die Welt fliegen, wir brauchen Landwirtschaft vor Ort.
Carmen Schwind