Nach zwei Jahren coronabedingter Pause konnte in diesem Jahr endlich wieder die Grüne Woche stattfinden - die weltweit bedeutendste Messe für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau in Berlin. Aussteller aus aller Welt präsentierten hier an zehn Veranstaltungstagen ein umfangreiches Produktangebot, so auch die Region Oberfranken. Die Aussteller der Genussregion konnten dabei wieder zahlreiche Besucher auf die heimische Land- und Ernährungswirtschaft aufmerksam machen. Denn eines ist klar: Regionale Produkte sind gefragt wie nie zuvor!
Regional ist das neue Bio
Regionale Produkte und regionale Lieferketten liegen im Trend. Immer mehr Kunden möchten die genaue Herkunft ihrer Lebensmittel nachvollziehen können. Sie suchen das Echte, das Authentische. Wie ist die Kuh aufgewachsen, was bekam das Schwein zu fressen und wie genau wurden die Tomaten angebaut? Eingeflogene exotische Früchte und hochindustrialisierte Massenware beeindrucken die Konsumenten schon lange nicht mehr. Gefragt ist, was regional, frisch und fair ist - zum Beispiel Waren vom Wochenmarkt oder aus dem Hofladen um die Ecke.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft führt jedes Jahr seit 2015 einen Ernährungsreport durch. 2022 war es für 88 Prozent der Befragten besonders wichtig, dass das jeweilige Gemüse oder Obst gerade Saison hat und dass die Lebensmittel aus ihrer Region kommen (83 Prozent). Zudem sind 85 Prozent der Befragten die Angaben zur Herkunft auf der Verpackung wichtig.
Das spricht für regionale Lebensmittel
Regionale Lebensmittel haben eine bessere Ökobilanz, da sie kürzere Transportwege zurücklegen und somit auch das Verkehrsaufkommen auf den Straßen reduziert wird. Zudem sind sie geschmacklich besser, weil die Pflanzen voll ausreifen können und dann erntefrisch verkauft werden. Durch die volle Reife sind die Lebensmittel auch reicher an Vitalstoffen.
Ein besonders wichtiger Punkt: Regionalität schafft Identität! Der Käufer beißt nicht in ein anonymes Produkt vom Ende der Welt, sondern beispielsweise in einen Apfel von der Streuobstwiese gleich um die Ecke - vom Bauern seines Vertrauens. Hiermit kann sich der Verbraucher wirklich identifizieren. Wer direkt beim Erzeuger kauft, stärkt zudem die regionale Wirtschaft und trägt zum Erhalt von Arbeitsplätzen bei, zum Beispiel in bayerischen Hofläden und bei Direktvermarktern.
So hat sich das Kaufverhaltens der Kunden verändert
Der Wandel begann bereits mit der Corona-Pandemie, als viele Verbraucher dazu gezwungen waren, sich zuhause selbst zu versorgen. Was für Cafés und Restaurants eine Katastrophe war, war für Marktbeschicker und Hofläden ein Gewinn. Zuhause wurde mehr und bewusster gekocht und daher auch eingekauft. Aus dem Ernährungsreport des Bundesministeriums geht hervor, dass die Anzahl der Deutschen, die täglich oder zwei bis drei Mal die Woche kochen, seither deutlich gestiegen ist. Auch die Bedeutung von regionalen Lebensmitteln beim Wocheneinkauf stieg von 73 auf 83 Prozent.
Doch nun beeinflusst die Energiekrise und die steigende Inflation das Einkaufsverhalten der Deutschen. Zwar wird zuerst bei den Lebensmitteln gespart, doch regionale Erzeugnisse haben beim Kauf immer noch die Nase vorne. Während die Markentreue der Verbraucher schwindet, steigt die Loyalität gegenüber regionalen und lokalen Anbietern stark an. Viele regionale Marken erfreuen sich seit der Krise einer wachsenden Beliebtheit. Die Mehrheit der Verbraucher plant diese auch in Zukunft häufiger zu kaufen.
Sina Kemnitz