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Klingt doch öde?

Wie Berufsnamen die Ausbildungswahl beeinflussen

Klingt doch öde?

Je mehr Infos desto besser: Wer mehr über verschiedene Berufe weiß, findet eher das, was am besten passt. FOTO:MONIQUEWÜSTENHAGEN/DPA-MAG

29.07.2021

Wellness, Fitness, gesunde Ernährung: Auf Instagram oder Youtube sind das große Themen, für die sich auch viele Jugendliche interessieren. Vielleicht wäre das was für’s Berufsleben? Eine passende Berufsausbildung, in der es um genau diese Inhalte geht, nennt sich Diätassistent/in. Das klingt für Jugendliche oft wenig ansprechend.Aber wie sehr beeinflussen solche Bezeichnungen wirklich die Berufswahl - und ist das überhaupt so schlimm? „Meine Erfahrung aus der Berufsberatungspraxis ist, dass sich die Jugendlichen unter vielen Berufen wenig vorstellen können“, sagt Sarah Müller, Berufsberaterin bei der Bundesagentur für Arbeit in Bremen. Deshalb gehen viele vor allem danach, was sie aus der Familie kennen, wovon sie schon gehört haben oder was sie sich selbst erklären können. Das reproduziert Muster: „Die Mädchen wollen immer noch sehr gerne in den kaufmännischen Berufen arbeiten“, so Müller. Auch die Ausbildung zur medizinischen oder zahnmedizinische Fachangestellten oder das Berufsfeld Pflege gehören dazu.    


Die Jungen würden sich zwar ebenfalls für kaufmännische Berufe entscheiden, hauptsächlich aber für etwas Handwerkliches, beispielsweise als KFZ-Mechatroniker oder Tischler.

Keine Chancen vergeben

Dass sie dadurch mit unter Chancen vergeben, ihr Potenzial in unbekannteren Berufen einzusetzen, ist den wenigsten bewusst. „Berufe, unter denen Jugendliche sich nichts vorstellen können oder die unattraktiv klingen, werden oft im Vorfeld ausgeschlossen und nicht weiter beachtet“, sagt Monika Hackel vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Das träfe selbst dann zu, wenn deren Tätigkeiten zu ihnen passen würden. Der Berufsname als Aushängeschild sei daher im Berufswahlprozess nicht zu unterschätzen.
   


Von Klischees befreien


Das stellt manche Arbeitgeber vor ein Problem. Einige Branchen reagieren darauf inzwischen mit mehr gezielter Kommunikation und großen Nachwuchskampagnen. André John spricht im Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) etwa für die IT-Systemelektroniker - von jeher ein männerdominierter Beruf. John plädiert generell für mehr Berufsorientierung an den Schulen. Die technikorientierten Berufe gerieten bei vielen Frauen gar nicht in das Blickfeld. Wenn Technik aber schon im Unterricht vorkäme, dann könnten sie sich viel eher davon angesprochen fühlen.

Würde es aber nicht helfen, manche Ausbildungen attraktiver oder verständlicher zu benennen? In einigen Berufsverbänden wird darüber nachgedacht. Wie es beim BIBB heißt, habe man beispielsweise schon Ende der 90er Jahre festgestellt, dass sich auf Stellen der „Mediengestalter/ in Digital und Print“ deutlich mehr Frauen bewarben als auf die Vorgängerberufe „Schriftsetzer/in“ und „Druckvorlagenhersteller/ in“. André John warnt allerdings davor, einen Namen nur zu Marketingzwecken zu vergeben. „Das Ganze muss insgesamt in das System passen und aussagekräftig sein.“
   


Karrierewege im Umfeld wahrnehmen und hinterfragen

Grundsätzlich geht es also für Jugendliche vor allem darum, herauszufinden, welche Ausbildungen es überhaupt gibt und was sich hinter den Bezeichnungen wirklich steckt.

Berufsberaterin Sarah Müller empfiehlt Jugendlichen dafür, auch im Alltag mehr darauf zu achten, was die Menschen im eigenen Umfeld beruflich machen, und aktiv das Gespräch mit Familie, Freunden und Bekannten zu suchen. „Junge Menschen können hinterfragen: Was haben meine Eltern gelernt oder studiert, und was arbeiten sie heute? Als was arbeitet meine Tante, mein Cousin oder mein Nachbar?“ Auch aktiv zu beobachten, welche Berufsgruppen einem tagtäglich begegnen - wie die Verkäuferin, die Angestellten in der Bank, die Fahrerin der Straßenbahn, der Mitarbeiter beim Arzt - kann die Augen für neue oder unbekannte Berufsfelder öffnen.

„Viele junge Menschen können nach genauerer Beobachtung zumindest Berufsbereiche benennen, die sie interessant finden“, so Müller. Dann würden sich etwa Praktika, der Girls“- und Boys“-Day oder Messebesuche eignen, um Berufe und Tätigkeiten kennenzulernen. dpa-mag