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Fertighaus oder Massivhaus?

Wer ein Haus bauen will, muss sich für eine Bauweise entscheiden

Fertighaus oder Massivhaus?

Foto: TIMDAVIDCOLLECTION - stock.adobe.com

30.05.2022

Stein auf Stein oder Holzkonstruktion? Die Diskussion um die Bauweise vom Eigenheim und die Entscheidung zwischen Fertighaus und Massivhaus ist gar nicht so einfach. Wichtig für den entspannten Einstieg in den Denkprozess: Die finale Entscheidung fürs eine oder andere hat keine Auswirkung auf späteren Wohnkomfort und Lebensqualität – besser oder schlechter gibt es hier nicht. Weil die Bauweise etwas mit persönlichen Vorlieben, Lebensumständen und Voraussetzungen zu tun hat, hilft ein Basis-Check. Um dann die richtigen Fragen zu stellen: Was muss, was kann, was darf? 

Bauvariante

Massivhäuser gelten als das ältere Modell und damit als Traditionsvariante beider Eigenheim-Typen. Die Materialien rund um unterschiedliche Steine, Holz, Ziegel, Mörtel und Beton werden einzeln und von separaten Gewerken direkt auf der Baustelle verarbeitet. Weil Architekten in Kooperation mit den Bauherren planen, sind von vornherein individuelle Lösungen möglich.

Fertighäuser wiederum wurden im Zuge der Bauhausbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt. Sie bestehen meist aus Holzkonstruktionen, die mit witterungs- und feuerbeständigen Materialien gedämmt und verkleidet werden. Wände, Decken und Dächer werden in Hallen vormontiert und dann wie ein Bausatz auf die Bodenplatte gebracht. Fertighäuser werden meist standardmäßig geplant und quasi im Katalog angeboten. Eins für viele: Die Grundrisse der einzelnen Häuser sind zwar ebenfalls von Architekten geplant, die Fertigung jedoch in der Regel auf Masse angelegt. Oft gibt es für einzelne Modelle verschiedene Ausstattungsstufen – inzwischen gibt es auch Anbieter, die Architekten mit Kunden persönliche Varianten aushandeln lassen.

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Lebensdauer

Wie alt wird was? Laut unabhängigen Fachleuten ist ein Massivhaus unter idealen Voraussetzungen und bei guter Pflege quasi unsterblich. Beweis sind historische öffentliche Bauwerke, die den Jahrhunderten trotzen. Durchschnittlich steht ein privat genutztes Massivhaus allerdings nur 100 bis 120 Jahre, bevor es abgerissen wird. Fertighäuser liegen etwas darunter: Unter idealen Voraussetzungen, bei Verwendung hochwertiger Materialien und professioneller Verarbeitung haben sie mittlerweile eine durchschnittliche Lebensdauer von 70 bis 90 Jahren.

Bauarbeit

Beim Massivhaus gibt es drei Möglichkeiten: mit Bauträger, Generalunternehmer oder in Eigenregie. Beim Bauen mit Bauträger wird die gesamte Koordination der Bauarbeiten ans Unternehmen abgegeben. Die Leistung ist ein Komplettpaket mit Grundstück, Architektenleistung und Hausbau. Dass das Haus schlüsselfertig übergeben wird – das ist notariell festgehalten. Bauen mit einem Generalunternehmer heißt ebenfalls Koordination der Baustelle abgeben. Das Grundstück ist hier meistens nicht im Leistungsumfang enthalten und die Arbeiten werden lediglich in einem privatwirtschaftlichen Werksvertrag festgehalten und nicht per Notar beglaubigt.

Massivhaus bauen auf eigene Faust gilt als Königsdisziplin, ist komplex und wird nur Profis empfohlen. Das Fertighaus wiederum bekommt man nur von Fertighausanbietern: alles aus einer Hand und in jedem Fall komplett bezugsfertig.

Kosten

Der finanzielle Aufwand ist schwierig einzugrenzen, aber Experten liefern grobe Anhaltspunkte. Ein Massivhaus-Neubau mit einer Wohnfläche von 150 Quadratmetern kostet laut Schätzungen von Profis zirka 200.000 Euro – allerdings ohne Grundstück, Keller, Terrasse oder andere Nebenkosten. Pro Quadratmeter werden bei dieser Rechnung 1.300 bis 2.000 Euro angesetzt – Kosten, die allerdings abhängig von Lage und Ausstattung variieren und den Schnitt auch noch locker überholen können.

Beim Fertighaus können Bauherren und Bauherrinnen etwas günstiger einsteigen: Den finanziellen Aufwand sehen Experten durchschnittlich zwischen 120.000 und 200.000 Euro. Aber auch hier können über Ausstattung und Qualität locker 300.000 Euro ausgegeben werden. Individualisierung abseits der Stange kostet natürlich ebenfalls extra.

Favoritensuche

Dringend notwendig beim Entscheiden: Ins Detail gehen – und zwar auf jeder Ebene. Zum Thema Plan und Baustelle: Spielt Zeit keine Rolle oder soll alles schnell gehen und stehen? Ist selbst anpacken erwünscht oder soll besser alles delegiert werden? Ist individualisierende Qual der Wahl bei Grundriss, Wohnraum und Ausstattung Lust oder Frust? Und auch fürs anschließende Leben im Haus: Gibt’s Bausubstanz-Vorlieben? Ist Schallschutz wichtig? Ist Wohnklima Schwerpunkt? Spielt Energiesparen eine Hauptrolle? Hinsichtlich Werthaltigkeit oder Wiederverkaufswert: Soll nur gewohnt oder irgendwann veräußert werden? Ist Gegenwart wichtig oder soll generationentauglich gedacht werden? Beim Entscheidung treffen helfen möglichst ausführlich gehaltene Fragen und Checklisten – und am Ende schließlich akribisches Abwägen und Prioritäten setzen. Welche Aspekte sind unabdingbar – und was ist einfach nur nett zu haben oder vielleicht sogar vernachlässigbar? Annette Gropp
 

Hybridformate

„Entweder oder“ funktioniert nicht? Es gibt auch Zwischenlösungen. Fertig-Massivhäuser können wie Fertighäuser mit Holzkonstruktionen aus dem Katalog ausgesucht und von einem Bauträger mit massiven Materialien gebaut werden.