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Hauptsache natürlich

Naturfarben sind nicht nur umweltfreundlich, sondern liegen auch voll im Trend

Hauptsache natürlich

Foto: stokkete - stock.adobe.com

30.05.2022

Farben wirken bekanntermaßen auf unsere Stimmung und unser Wohlbefinden. Bei Raumfarben liegt das aber nicht nur am Farbton, sondern auch an der Zusammensetzung. Vor allem natürliche Farben stehen für ein gutes Raumklima, sind allergikerfreundlich und schonen zudem die Umwelt. In den letzten Jahren sind Bio- oder Naturfarben immer beliebter geworden, was auch auf deren gute Ökobilanz zurückzuführen ist.Arten von NaturfarbenWer sich genauer mit Naturfarben beschäftigt, stellt schnell fest, dass es viele verschiedene Zusammensetzungen gibt. Doch welche ist nun die Richtige? Nicht alle natürlichen Farben eignen sich für alle Räume – deshalb müssen Abriebfestigkeit, Deckungsstärke und der zu streichende Untergrund beim Kauf berücksichtigt werden.

Farben für alle Wohnräume

Naturharzfarben zum Beispiel bestehen zu 100 Prozent aus natürlichen Inhaltsstoffen, wie Leinöl oder Rizinusöl, Kreide sowie Talkum und Zellulose. Sie können vielseitig eingesetzt werden und halten auf gängigen Untergründen wie Raufasertapete, Putz oder Gipskarton. Dank der großen Farbauswahl und der Wischfestigkeit kommen Naturharzfarben häufig in Wohnräumen zum Einsatz.

Auch Rein-Silikatfarben sind besonders beständig und können sogar für Feuchträume und den Außenbereich verwendet werden. Ihr hoher pH-Wert hemmt das Schimmel-, Pilz- und Algenwachstum. Allerdings müssen Silikatfarben aus zwei Komponenten – Kaliwasserglas und Farbpulver – angemischt werden und sind daher nicht ganz einfach in der Anwendung. Zudem verbinden sie sich unlösbar mit dem Untergrund und sollten daher nicht auf Gipskartonplatten angewendet werden.

Nicht für Feuchträume geeignet

Lehmfarbe wird am besten auf Lehmputz verwendet. Sie besteht aus gemahlenem Tonmehl und natürlicher Zellulose, Stärke oder pflanzlichem Eiweiß als Bindemittel. Die Farbe ist besonders atmungsaktiv und feuchtigkeitsregulierend. Zudem nimmt sie schlechte Gerüche und Schadstoffe auf. Da sie jedoch nicht wasserfest ist, sollte Lehmfarbe eher nicht in Sanitärräumen verwendet werden.

Leimfarbe setzt sich aus Leim als Bindemittel, Kreide, Füllstoffen, natürlichen Pigmenten und Wasser zusammen. Sie ist wasserlöslich und wird häufig im Denkmalschutz verwendet. Die hoch deckende und dampfdiffusionsoffene Farbe kann auf Untergründen aus Putz, Lehm, Stein, Gipsfaserplatten und Raufasertapete verwendet werden – im Badbereich sollte sie aber nicht zum Einsatz kommen.

Kaseinfarbe ist zwar besonders deckend und wasserfest, birgt aber – besonders im Badezimmer – Schimmelgefahr. Die Naturfarbe besteht aus Käseleim, Füllstoffen, Borax oder gelöschtem Kalk sowie Hirschhornsalz, Pigmenten und Wasser. Die Farbe lässt sich gut auf Kalkputz, Lehmputz oder Raufasertapeten auftragen, besitzt allerdings einen starken Eigengeruch.

Komplizierte Kalkfarbe

Wie der Name schon sagt, besteht Kalkfarbe aus gelöschtem Kalk (Sumpf- kalk), Wasser und gegebenenfalls Pigmenten und Bindemittel. Sie ist besonders langlebig, atmungsaktiv und feuchtigkeitsregulierend, bringt aber einige Nachteile mit sich. So muss sie während der Verarbeitung immer wieder umgerührt werden, ansonsten führen feinste Kalkteilchen zu einer ungleichmäßigen Farbgebung. Auch ist die Farbe nicht gut deckend, hat eine lange Trockenzeit und lässt sich nur schwer wieder entfernen. Außerdem führt der hohe pH-Wert schnell zu Hautreaktionen, weshalb beim Anbringen eine entsprechende Schutzbekleidung und eine Schutzbrille nötig sind.

Vor- und Nachteile von Naturfarben

Naturfarben stehen für ein gesundes Wohnraumklima, sie sind diffusionsoffen und frei von Lösungs- und Konservierungsmitteln. Da sie die Wände nicht elektrostatisch aufladen und somit weniger Staub binden, werden sie vor allem von Allergikern bevorzugt. Naturfarbenhersteller versprechen zudem ein ungiftiges Produkt für Mensch und Tier. Farben aus rein natürlichen Rohstoffen sind vollständig biologisch abbaubar und können daher kompostiert werden.

Auf der anderen Seite sind Naturfarben aber auch teurer als herkömmliche Dispersionsfarben. Die Farbauswahl ist im Vergleich zu normalen Industriefarben relativ eingeschränkt und auch Ergiebigkeit und Deckkraft sind teils sehr unterschiedlich. Jede Farbe bringt Vor- und Nachteile mit sich, wobei besonders bei Naturharzfarben die Vorteile überwiegen. Dennoch sollte man sich vor dem Gebrauch von Naturfarben auf jeden Fall beim Fachhändler beraten lassen oder einen erfahrenen Malerbetrieb hinzuziehen. Sina Kemnitz

Gut zu wissen

Gesetzlich gibt es keine genauen Regelungen für die Zusammensetzung von Naturfarben, daher können manchen Farben trotz des Etiketts „Naturfarbe“ chemische Konservierungsstoffe zugemischt sein. Deshalb sollten Allergiker immer genau auf die Inhaltsstoffe achten. Siegel wie der Blaue Engel, natureplus oder das EU-Ecolabel kennzeichnen allergikergeeignete Farben und sind frei von Konservierungsstoffen.