Beliebtes Volksfest
Seit mindestens 1729 gibt es in Limmersdorf, das in diesem Jahr das 750-jährige Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung 1255 feiert – aber vermutlich weit über 1000 Jahre alt ist – ein ur-fränkisches, ja vielleicht sogar das typischste (ober-)fränkische Kirchweihfest, in dessen Mittelpunkt die Tanzlinde steht. Ein uralter, knorriger Baum, in dessen Krone jedes Jahr zur Kirchweih getanzt wird. Er ist ungefähr 16 Meter hoch, der Stammumfang beträgt über fünf Meter, die Tanzfläche befindet sich in rund vier Metern Höhe.
Gepflanzt wurde die Linde im 17. Jahrhundert. Die Überlieferung nennt einerseits 1648 aus Anlass des Endes des Dreißigjährigen Krieges, andererseits die Jahre 1680 oder 1686 als Andenken eines jungen Bauern, dass er erstmals „Platzbursch’“ war – ein deutlicher Hinweis darauf, dass es eine Kirchweih am „Lindenplatz“ auch schon vor der Tanzlinde gegeben hatte.
Die Zahl 1729 im östlichen Pfeiler lässt beide Vermutungen zu, wobei die zweite die Wahrscheinlichere und in Limmersdorf Gültige ist, da sie auch in Notizen des Gräflich Giech’schen Konsistorialrats-Assessors H. Wolf (†1881), die im Nachlass der Gräfin Caroline Wilhelmine von Giech (*1766, †1836) gefunden wurden, dokumentiert ist.
Der Brauch der Lindenkirchweih: Das steckt dahinter
Um diese Tanzlinde hat sich im Laufe der Jahrhunderte ein dörflicher Brauch entwickelt, bei dem sich viele Elemente oberfränkischer Kirchweihen vereinen. Die Lindenkirchweih findet jährlich an den Tagen um Bartholomä (24. August) – falls dies ein Sonntag ist – oder dem Sonntag danach statt.
Ort des Geschehens ist der Platz um die Tanzlinde und den zwei weiteren, mächtigen Linden, die als Windschutz für die Tanzlinde gepflanzt wurden (der „Plootz“). Ein einmalig schönes, von Sandsteinmauern eingesäumtes Areal in der Dorfmitte, abseits der Durchgangsstraße, unmittelbar neben der Kirche, das wohl, typisch fränkisch, schon immer, auch vor der Existenz der Tanzlinde, für das Kirchweihfest und sonstige wichtige Anlässe im Dorf genutzt wurde.
Verantwortlich sind vier ortsansässige ledige Burschen („Plootzborschen, Plootzbum“), die sich alljährlich neu zusammenfinden, um die Kirchweih am „Plootz“, zu organisieren („den Plootz aufführen“). Dazu suchen sie sich vier ledige Mädchen aus dem Dorf, die „Plootzmadla“, die sie dabei unterstützen.
Fränkische Spezialitäten
Nach der „Wirtshauskerwa“, die, wie überall zur Kirchweih in Franken, am Donnerstag und Freitag schlachtfrische Spezialitäten (Schüpf, Krenfleisch, Siedwörscht uvm.) bietet, findet zum Auftakt der Lindenkirchweih am Samstag nach dem „Gebet- und Feierabendläuten“ (abends um 18 Uhr) regelmäßig ein Kirchenkonzert in der direkt neben dem „Plootz“ stehenden, fast 500 Jahre alten „Johanneskirche“, deren besonderes Merkmal ein „Baum-Christus“ im Altar ist, statt. Daran anschließend erfolgt der Anstich des ersten Fasses Festbier am „Plootz“, den der Bürgermeister des Marktes Thurnau, zu dem Limmersdorf seit der Eingemeindung 1978 gehört, übernimmt. Am Sonntagmorgen wird ein Festgottesdienst abgehalten, an dem die „Platzpaare“ in schmucker Festtagstracht gemeinsam teilnehmen.
Diese vier Platzpaare holen sich dann am Sonntag und Montag im Rahmen des Umzuges gegenseitig von zu Hause ab („Rumspielen“). Dabei wird „zum Tanz aufgespielt“, früher im „Ern“, dem Hausflur, heute vor den Häusern. Der bzw. die Abzuholende bekommt außerdem ein Blumensträußchen angeheftet, womit die festliche Tracht vollständig ist.