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Limmersdorfer Lindenkirchweih: Vier Tage lang dreht sich alles um die Linde

Die Bräuche, die zur Kerwa gepflegt werden, reichen weit zurück. Die Gäste können sich auf ein tolles Programm freuen: Musik, Kinderprogramm, Attraktionen und vieles mehr.

Limmersdorfer Lindenkirchweih: Vier Tage lang dreht sich alles um die Linde

Traditionelle Festrachten und Blasmusik sind ein Muss bei der Lindenkirchweih. FOTOS: PRIVAT

17.08.2024

Urfränkische Tradition

Anschließend wird den Gästen eine kleine Erfrischung gereicht. Bei diesem Marsch durch das ganze Dorf sind neben vielen Gästen und der Musik der blumengeschmückte Hammel („Plootzhem’l“), der von zwei Kindern geführt wird („Hem’l-Führer“) und eine mit Bier gefüllte, mit der Tanzlinde handbemalte Gießkanne („Biersprenger“) zum Nachfüllen der ebenfalls handbemalten Bierkrüge der Plootzborsch’n, die von zwei weiteren Kindern gemeinsam getragen wird („Sprenger-Trocher“) dabei. Die Kinder, die jeweils nach den Umzügen auch für das Aufstellen der Kegel zuständig sind müssen dann von den Gewinnern von „Kriechla“, „Hem’l“ und „Sprenger“ für ihre Mühen entlohnt werden. 

Nach Ankunft des Festzuges an der „Tanzlinde“ führen die vier Platzpaare unter der Linde einen Tanz auf. Danach sucht sich jeder der acht „Plootzer“ aus dem Publikum einen neuen Tanzpartner, der dafür das mitgeführte Blumensträußchen erhält („Sträußlesbum“, „Sträußlesmadla“). Die acht Damen dieses Publikumstanzes erhalten von ihrem Tanzpartner anschließend ein kleines Geschenk („a Kerwa kaafn“). 

Tanzen in der Baumkrone

Nach diesem „Kerwa aufspielen“ geht es über die Treppe („die Lizza“) zum Tanzboden („Bruck“) – die beide nur zur Lindenkirchweih an und in das ganzjährig vorhandene, von acht Sandsteinsäulen getragene Gerüst gebaut werden – in die Krone der alten, ehrwürdigen Tanzlinde. Ein weiterer Tanz der Platzpaare eröffnet dann den „Tanz auf der Linde“, zu dem auch die Musiker in einem eigenen Häuschen oben neben der Bruck Platz nehmen – und das bunte Treiben am „Plootz“ beginnt!

Die Basis der Verpflegung sind Festbier, Fisch-Brötchen („FischLabla“) und Bratwürste („Brodwärschd“), jeweils ergänzt durch weitere Erfrischungen und kulinarische Genüsse. Für die „Brodwärschd“ wurde 1991 sogar ein eigener, einmalig schöner „Bratwurst-Stadel“ gebaut. 

Zur allgemeinen Unterhaltung gibt es eine Sandkegelbahn, auf der im Laufe des Sonntags und Montags jeweils ermittelt wird, wer mit drei Würfen in die Vollen die meisten „Holz“ erzielt. Der Tagessieger erhält bei Einbruch der Dunkelheit einen Bierkrug mit graviertem Zinndeckel („des Kriechla“) zur Erinnerung. 

Viele Attraktionen für die Kerwa-Gäste geplant

Am Sonntagnachmittag finden neben dem allgemeinen Kirchweihtreiben eine Kirchenführung und die Besteigung des Kirchturms statt, am Abend wieder „Tanz auf der Linde“ sowie „Plootz“-, Zelt- und Barbetrieb, Letzteres im 1882 gebauten Feuerwehrhäuschen („Spritzenhaus-Bar“).

Früher fand am Montagmorgen in einem Dorfwirtshaus (beim „Schreiner“) der Frühschoppen statt, bei dem es nur Bier und „Blaug’sud’na“ (in Essig-Zwiebel-Sud erhitzte fränkische Bratwürste) gibt. Als der „Schreiner“ geschlossen hatte, wurde der „Blaug’sud’na-Frühschoppen“, heute Vorbild für viele andere in der Region, an den „Plootz“ verlegt und ist inzwischen ein unverzichtbarer Teil der Lindenkirchweih geworden. 

Besondere Verlosung

Die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Limmersdorf
Die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Limmersdorf

Nach dem Rumspielen gibt es am Montagabend wieder den „Tanz auf der Linde“. Im Laufe des Abends wird der dann nicht mehr benötigte „Plootzhem’l“ verlost und mit Marschmusik zum neuen Besitzer begleitet – wenn es nicht zu weit ist.

Am Dienstagabend endet die „Limmersdorfer Lindenkirchweih“, sobald der „Biersprenger“ mit Füllung versteigert wurde, mit einer humorvollen „Predigt“ des „Kerwa-Pfarrers“ über den Ablauf und die Vorkommnisse der Kirchweihtage und dem Einholen der „Lizza“: „Die Kerwa werd begro’m und aus is’, aus is’, aus!“ 

Die „Limmersdorfer Tanzlinde“ ist neben der neugepflanzten Linde im Nachbarort Peesten und den Linden in den thüringischen Dörfern Effelder und Sachsenbrunn mittlerweile die letzte und wohl die älteste ihrer Art in Deutschland und die „Limmersdorfer Lindenkirchweih“ das letzte in dieser alten Tradition durchgeführte Kirchweihfest. Die 1990, am Tag vor dem 1. Advent, gepflanzte neue Linde soll sicherstellen, dass auch die nächsten Generationen die „Limmersdorfer Lindenkirchweih“ feiern können. Sie richtig zu erleben und zu genießen heißt, von Anfang bis Ende dabei zu sein, mitzumachen, mitzutanzen, mitzufeiern, auch wenn danach – wie Einheimische glaubhaft berichten – einige Tage zur Erholung durchaus eingeplant werden sollten. red