Angesichts der fortschreitenden Alterung der Gesellschaft und stetig steigender Kosten für die ambulante und stationäre Versorgung, dem Fachkräftemangel sowie dem Rückgang familiärer Unterstützungsressourcen stellt sich die Frage, ob die Assistenz durch Robotik nicht eine hilfreiche Rolle in der Versorgung alter Menschen spielen kann – vielleicht sogar spielen muss.Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO), die Deutsche Alzheimergesellschaft, der 8. Altenbericht der Bundesregierung, der Deutsche Ethikrat und die Träger selbst gehen von einer grundsätzlich positiven Aussicht für Robotik in der Altenhilfe aus. Eine Forsa-Umfrage (2016) gibt an, dass sich 82 Prozent der befragten Älteren über 60 Jahre grundsätzlich vorstellen können, einen Service-Roboter zu Hause zu nutzen. Die hohe Zahl der Zustimmung ergibt sich bei der Befragung aus der besonderen Zusatzformulierung: „… wenn sie dadurch im Alter länger in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben können“.Kritisch bewertet wird der Einsatz von Robotik vom Deutschen Pflegerat.
Bewertung der Situation in Deutschland
Angesichts der großen Herausforderung in der Betreuung und Versorgung alter Menschen in Deutschland müssten Markt und Forschung um die Robotik boomen. Obwohl der Bedarf, aufgrund der demographischen Entwicklung mit jedem Jahr größer wird, ist es bisher nicht gelungen, eine ausreichende Marktresonanz zu erreichen. Bereits entwickelte Prototypen kommen nicht im Alltag der Pflege an. Bei den Pflegenden und zu Pflegenden bestimmen pauschale und uninformierte Sichtweisen das Bild.
Impuls für das Projekt in der Sozialstiftung Bamberg
Die Sozialstiftung Bamberg greift konsequent und stetig wichtige Zukunftsthemen im Bereich der Pflege- und Versorgungsforschung auf. Klinische Bereiche und Altenhilfe entscheiden sich für ein Pilotprojekt, um im Bereich der Robotik Erfahrungen im Alltag zu sammeln. So starten die verantwortlichen Pflegedienstleitungen gemeinsam mit einem Projektteam und unter wissenschaftlicher Begleitung das Projekt LIO. Seit Februar 2022 und bis zum September kommt der LIO im Zentrum für Senioren / Demenzbereich zum Einsatz. Die hierbei gewonnenen Erkenntnisse werden in die Planung der Prozesse in Betreuung und Versorgung im neuen Demenzzentrum auf dem Gelände der ehemaligen Lagarde-Kaserne in Bamberg einfließen. Im Anschluss daran wird LIO in speziellen Bereich des klinischen Betriebes in Alltagssituationen getestet.
LIO, unsere neue Kollegin
Gemeinsam mit den Entwicklern von LIO wird der Roboter immer wieder neu programmiert und erlernt auch neue Fähigkeiten. LIO kann sich frei im Wohnbereich bewegen, anhalten und Bewohner ansprechen.
Sozialstiftung Bamberg; Zentrum für Senioren
Derzeit kann LIO:
• Sie berichtet den Bewohnern zur Orientierung das aktuelle Wetter
• Sie kann Bewohner mit dem Namen ansprechen und ihnen zum Geburtstag gratulieren.
• Sie kann Musik machen und zum Mitsingen animieren
• Sie bietet Gymnastikstunden an und animiert zum Mitmachen
• Sie erzählt Geschichten
• Sie serviert Fingerfood für zwischendurch
• Sie kann Aufgaben im Nachtdienst übernehmen
