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Rechnet sich eine PV-Anlage noch?

Der Einsatz von Photovoltaik hilft, Stromkosten zu reduzieren. Als Rendite-Modell taugt sie nur noch bedingt

Rechnet sich eine PV-Anlage noch?

FOTO: STOCK.ADOBE.COM

18.03.2023

Wer vor 15 Jahren eine Photovoltaikanlage anschaffte, hatte vor allem die Rendite im Blick. Das Einspeisen ins öffentliche Netz war die einzige sinnvolle Option für den selbst erzeugten Strom, die dafür ausbezahlte Vergütung üppig. Aspekte wie Umwelt- und Klimaschutz spielten eher eine untergeordnete Rolle. Inzwischen sind die Vorzeichen andere: Ein verantwortungsbewusster Umgang mit Ressourcen, Nachhaltigkeit oder Autarkie sind wichtige Aspekte bei der Kaufentscheidung.

Doch die Unsicherheit ist gestiegen, weil die durch die Corona-Pandemie abgerissenen globalen Lieferketten es fast unkalkulierbar machten, wann die bestellte Anlage letztendlich aufs Dach kommt und überhaupt Strom produzieren kann. Die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise, die inzwischen vermehrt auch auf Stromkunden durchschlägt, macht die Lage nicht besser: Vielmehr rückt bei vielen Verbrauchern nun das Sparpotenzial durch den Einsatz von PV in den Fokus.

Eine gute Nachricht: Die Liefersituation - aus China kommen viele Komponenten einer PV-Anlage zu uns - hat sich etwas entspannt. Wer heute eine Anlage bestellt, kann davon ausgehen, dass sie auch noch heuer installiert wird. Bleibt also noch die bange Frage: Zahlt sich die Anschaffung überhaupt noch aus? Denn ehrlicherweise bleibt neben Umweltschutz und Autarkie eben auch der ökonomische Aspekt entscheidend. Deshalb muss die Rentabilität der Anlage sorgfältig berechnet werden.

Soll sie zur Solarthermie (Heizen, Warmwasser) genutzt werden oder klassisch zur Netzeinspeisung? Das kann Unterschiede bedeuten, zum Beispiel beim Umfang der eingesetzten Technik und damit bei den Kosten. In der Ertragsprognose sollten neben steuerlichen Vorteilen auch Kreditzinsen, Strompreisentwicklung, Eigenverbrauch, Kosten für einen Speicher, für notwendige Versicherungen und Reparaturen berücksichtigt werden. Wie der Verbraucherservice Bayern im KDFB e.V. (VSB) schreibt, sollten die Einnahmen und Kosteneinsparungen die Anschaffungskosten der PV-Anlage und die laufenden Kosten unbedingt decken.

Anschaffungskosten

Wie der VSB vorrechnet, wird für eine vierköpfige Familie mit rund 4500 bis 5000 Kilowattstunden (kWh) eine Anlage mit mindestens sechs kWp (KilowattPeak = Spitzenleistung) empfohlen. In dieser Größenordnung muss man inklusive Stromspeicher mit Kosten von rund 20.000 Euro (netto) rechnen. Größere Anlagen kosten dementsprechend natürlich mehr, wobei sie im Schnitt pro kWp etwas günstiger ausfallen.

Der VSB empfiehlt, die Anlage etwas größer als den aktuellen Bedarf zu planen. Wer die Anschaffung eines Elektroautos oder einer Wärmepumpe in Erwägung zieht, sollte dies auch gleich einkalkulieren.

Solche Komponenten spielen auch für den Eigenverbrauch eine Rolle, denn ohne smarte Steuerung oder den Einsatz weiterer Technik kann die selbst erzeugte Energie nur 20 bis 30 Prozent des Eigenverbrauchs ersetzen. Der Rest gelangt ins Netz, für gerade einmal rund acht Cent Vergütung pro kWh. Zum Vergleich: Eingekaufter Strom kostet den Neukunden aktuell oft schon mehr als 40 Cent pro kWh. Das heißt, dass jede Maßnahme, die hilft, den Eigenverbrauch zu erhöhen, die Rendite der Investition in die PV-Anlage positiv beeinflusst.

Wer es also schafft, seinen Stromverbrauch möglichst gleichmäßig über den Tag zu verteilen (z. B. durch den Einsatz intelligenter Steuerungstechnik) oder durch die Anschaffung eines E-Autos oder den Zusatz-Invest in einen Stromspeicher den Eigenverbrauch erhöht, kann Stromkosten sparen und die Autarkie erhöhen. Die Ladekapazität eines Speichers sollte etwa 1,5 mal so hoch liegen wie die Leistung der PV-Anlage, weil der Speicher mit Rücksicht auf die Lebensdauer der Akkuzellen niemals komplett entleert werden sollte.

Wo soll die Anlage installiert werden?

Am besten bietet sich ein Dach mit einer Neigung von 30 bis 40 Prozent für die Installation an. Allerdings sind die Module heute schon so ausgereift, dass sie auch bei flacheren Dächern gut Sonne ,,saugen" und mehr Ertrag liefern. Auch die Ost-West-Ausrichtung ist günstig, weil der Strom dann vor allem in den Morgen- und Abendstunden produziert wird, wenn die Familie zu Hause ist und den Strom direkt verbrauchen kann. Eine erste Einschätzung zur Leistung einer eigenen PV-Anlage erhalten Verbraucher beim Fachbetrieb oder im Solarkataster unter www.energieatlas.bayern.de. vsb/red

Faustregel

Je niedriger die Anschaffungskosten pro Quadratmeter oder kWp Leistung ausfallen, je mehr der eigene Strom genutzt wird und je höher der allgemeine Strompreis ist, desto schneller amortisiert sich die Anlage.


Steuerliche Vorteile und Möglichkeiten

Die Einspeise-Vergütung gilt als steuerpflichtige Einnahme. Bei ersichtlicher Gewinnerzielungsabsicht ist es aber auch möglich, die Kosten der PV-Anlage für Anschaffung, Wartung und laufenden Betrieb steuerlich geltend zu machen.

Wichtig: Anlagen mit einer Leistung von bis zu 30 kWp sind von der sogenannten Ertragssteuer/Einkommenssteuer befreit. Zudem fällt für PV-Anlagen, die auf oder in der Nähe von Wohngebäuden installiert werden, mit samt aller Komponenten (z. B. Speicher) keine Mehrwertsteuer an. red