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Kein Landkreis Fränkische Schweiz

Erinnerungen an die Gebietsreform

Kein Landkreis Fränkische Schweiz

Heinrich Schmitt in seiner Küche FOTOS: CARMEN SCHWIND

14.10.2022

Im beschaulichen Bärnfels führt Heinrich Schmitt das Gasthaus ,,Drei Linden". Sein Vater Gregor, gelernter Metzger, hatte es umund ausgebaut. „Mein Vater war aber auch politisch tätig", sagt Heinrich Schmitt und erzählt, dass Gregor Schmitt 1963 Mitglied im Kreistag geworden war und auch stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CSU. „Allerdings war er damals Kreisrat im Landkreis Pegnitz, zu dem Bärnfels bis zu dessen Auflösung gehörte", ergänzt er.

Am 1. Juli 1972 trat in Bayern die Gebietsreform in Kraft. Es sollten leistungsfähigere Gemeinden und Landkreise geschaffen werden. Durch die Gebietsreform hat sich auch in Franken einiges geändert. Zum Beispiel hatte sie Auswirkungen auf die Stadt Forchheim, die Fränkische Schweiz und die Landkreise Ebermannstadt und Pegnitz. Gregor Schmitt erlebte diese Zeit hautnah mit und war sogar beteiligt an der Bildung des Landkreises Forchheim.

Pegnitz suchte Partner

,,Damals hat Innenminister Bruno Merk die Gebietsreform in Bayern zum Laufen gebracht", erinnert sich Schmitt an die Erzählungen seines Vaters und berichtet, dass die Landkreise versuchten, in der alten Form bestehen zu bleiben. ,,Die Pegnitzer sahen wohl eine Chance im Zusammenschluss mit Auerbach in der Oberpfalz. Dazu hat sich mein Vater zweimal mit Landrat Löhr getroffen, aber die örtliche Geschäftswelt wollte in der Oberpfalz bleiben", erzählt Schmitt. Danach wollte sich der Landkreis Pegnitz mit dem Landkreis Ebermannstadt zusammentun. Doch das scheiterte.

Gregor Schmitt
Gregor Schmitt
"Sonst wären Heroldsbach und Hausen in die Stadt Forchheim eingemeindet worden. Das wollten viele nicht."
Heinrich Schmitt, Gastronom

Bärnfels nach Bayreuth?

1940 war die Stadt Forchheim in den Landkreis eingegliedert worden. 1948 war sie wieder kreisfrei geworden. Im Rahmen der Gebietsreform verlor sie den Status einer kreisfreien Stadt und wurde zur Großen Kreisstadt. ,,Sonst wären Heroldsbach und Hausen in die Stadt Forchheim eingemeindet worden, erzählte mein Vater. Das wollten viele nicht. Und auch nicht, dass Hallerndorf nach Höchstadt kommt", so Schmitt. Es sei auch im Gespräch gewesen, dass Bärnfels dem Landkreis Bayreuth zugeordnet werden sollte. Diese Lösung habe der Bürgermeister von Pottenstein favorisiert. „Aber da waren wohl starke Kräfte bei uns dagegen", sagt Schmitt.

Nach der Entscheidung für einen Landkreis Forchheim gab es die Idee, dem Landkreis einen Doppelnamen zu geben: Landkreis Forchheim-Fränkische Schweiz. Diese fand im Kreistag jedoch keine Mehrheit. ,,Dass es keinen Landkreis Fränkische Schweiz gab, wurde dadurch kompensiert, dass der Sitz des Gebietsausschusses nach Ebermannstadt geholt wurde und es den Zusammenschluss Naturpark Fränkische Schweiz-Veldensteiner Forst gegeben hat", erklärt Heinrich Schmitt. Hierdurch sollte die Region, die zu verschiedenen Landkreisen gehört, gemeinsam touristisch erschlossen werden. ,,Jetzt ist ja die Tourismuszentrale in Ebermannstadt zuständig.

Durch die Gebietsreform wechselten die Gemeinden Trailsdorf und Unterstürmig vom Landkreis Bamberg in den Landkreis Forchheim. Aus dem aufgelösten Landkreis Ebermannstadt wechselten die Stadt Ebermannstadt sowie die Gemeinden Albertshof, Birkenreuth, Burggaillenreuth, Drosendorf, Drügendorf, Engelhardsberg, Eschlipp, Götzendorf, Hagenbach, Hetzelsdorf, Lützelsdorf, Muggendorf, Oberfellendorf, Pretzfeld, Streitberg, Tiefenstürmig, Unterleinleiter, Wannbach, Wohlmannsgesees, Weilersbach, Weigelshofen, Wohlmuthshüll und Wüstenstein in den Kreis Forchheim. Aus Pegnitz kamen Bärnfels, Behringersmühle, Bieberbach, Geschwand, Gößweinstein, Kleingesee, Leutzdorf, Moggast, Obertrubach, Stadelhofen, Unterailsfeld, Wichsenstein und Wolfsberg dazu. Carmen Schwind