Stichtag war der 1. Juli 1972. An diesem Tag ist der Landkreis Coburg in seiner heutigen Form entstanden: Als eine Gemeinschaft aus 17 Städten und Gemeinden. Beschlossen wurde die bayerische Gebietsreform bereits am 15. Dezember 1971. Mit ihr wurden aus vorher 143 insgesamt 71 neue Landkreise, darunter der Landkreis Coburg in seiner heutigen Zusammensetzung. Andere Landkreise in der Nachbarschaft – wie zum Beispiel Staffelstein oder Ebern – wurden aufgelöst.
Die Neugliederung
Die gesamte bayerische Gebietsreform gliederte sich zeitlich in zwei Abschnitte: Los ging es mit der Gebietsreform zur Neugliederung Bayerns in Landkreise und kreisfreie Städte im Jahr 1972. Hoch her ging es in vielen Gemeinden bei der kommunalen Gebietsreform, die ab 1972 zuerst auf freiwilliger Basis stattfand und dann sechs Jahre später mit Zwangseingemeindungen abgeschlossen wurde.
Mit der Neugliederung der Landkreise und kreisfreien Städte 1972 haben 23 von 48 kreisfreien Städten ihren Status verloren. Zum Ausgleich erhielten sie begrenzt zusätzliche Rechte gegenüber den sonstigen kreisangehörigen Gemeinden und durften den Titel „Große Kreisstadt“ tragen. So auch die Stadt Neustadt bei Coburg. Vor der 1978 abgeschlossenen Gebietsreform hatte der Landkreis Coburg 133 Gemeinden, von denen viele den heutigen 17 Städten und Gemeinden zugeordnet wurden. Sie gehören also immer noch zum Landkreis Coburg, sind aber keine eigenständigen Gemeinden mehr.
Durch die Gebietsreform trat der Altlandkreis Coburg die Gemeinden Lützelbuch, Rögen, Seidmannsdorf, Cortendorf, Ketschendorf, Neuses bei Coburg, Beiersdorf bei Coburg, Creidlitz, Scheuerfeld, Neu- und Neershof, Bertelsdorf und Wüstenahorn an die kreisfreie Stadt Coburg ab.
Ein großer Teil des Steinachtals (Hof an der Steinach, Horb an der Steinach, Steinach an der Steinach und Leutendorf) wechselte in den Landkreis Kronach und die Gemeinde Freiberg im Itzgrund in den Landkreis Lichtenfels. Mödlitz als Teil der Gemeinde Weidhausen bei Coburg wurde am 1. Mai 1978 in die Gemeinde Schneckenlohe als Teil des Landkreises Kronach umgegliedert.
Der Landkreis Coburg wächst weiter
Gleichzeitig wurden dem Landkreis Coburg die bis dahin kreisfreie Stadt Neustadt bei Coburg, Teile des früheren Landkreises Staffelstein mit Seßlach und der Gemeinde Witzmannsberg (als neuer Teil der Gemeinde Ahorn) sowie die Gemeinde Heilgersdorf des Landkreises Ebern zugeordnet. Insbesondere über diese Orte wird auch heute noch die Geschichte erzählt, dass Dr. Klaus Groebe als damaliger Landrat in einer internen Sitzung den Begriff „Scheißdörfer“ für die Neuzugänge aus dem Landkreis Staffelstein verwendet haben soll. Das führte zu massiven Verstimmungen auf kommunalpolitischer Ebene im Coburger Land.
Neben Teilen des ehemaligen Landkreises Staffelstein wuchs der Landkreis Coburg mit den Orten Neuensorg (nach Weidhausen bei Coburg eingemeindet) und Forsthub (nach Grub am Forst eingemeindet). Beide gehörten bis dahin zum Landkreis Lichtenfels.
50 Jahre – 5 Landräte
Häufige Wechsel auf kommunalpolitischer Ebene sind offensichtlich nichts für die Menschen im Coburger Land. Nur so ist es wohl zu erklären, dass lediglich fünf Landräte in den zurückliegenden fünf Jahrzehnten die Verantwortung im Coburger Landratsamt getragen haben. Als die Gebietsreform ihre Gültigkeit erreichte, war Dr. Klaus Groebe schon nicht mehr im Amt. Der gebürtige Berliner war von 1. Mai 1964 bis 30. Juni 1972 Coburger Landrat und hat so die Gebietsreform maßgeblich mitgestaltet. In harten Verhandlungen, insbesondere mit dem Landkreis Lichtenfels, entwickelte Groebe den Landkreis Coburg in seiner heutigen Form.
Auf ihn folgte Helmut Knauer. Der Ur-Coburger war Landrat vom 1. Juli 1972 bis 30. April 1990. Damit war er der erste Landrat des „neuen“ Landkreises Coburg. Karl Zeitler war vom 1. Mai 1990 bis 30. April 2008 Helmut Knauers Nachfolger. In die Amtszeit des ehemaligen Untersiemauer Bürgermeisters fielen unter anderem die Wiedervereinigung und damit herausfordernde Aufgaben in einem Grenzgebiet, wie es das Coburger Land damals war. Zeitler war schon damals klar: Ohne Straßenverbindungen kann auch keine Annäherung der Menschen erfolgen. Deshalb brachte er umgehend nicht nur den Ausbau alter Kreisstraßen voran, sondern setzte sich auch sehr für den Autobahnbau ein. Karl Zeitler gilt zudem als einer der Väter der Idee eines fränkisch-thüringischen Klinikverbunds (heute: Regiomed).
Michael Busch war Landrat von 1. Mai 2008 bis 5. November 2018. Busch hat in seiner Amtszeit den Verwaltungscampus auf der Lauterer Höhe weiterentwickelt und mit der Gründung der gemeinsamen Zulassungsstelle von Stadt und Landkreis die interkommunale Zusammenarbeit vorangetrieben.
Sebastian Straubel wurde zum Landrat gewählt, nachdem Michael Busch in den Bayerischen Landtag einzog. Er ist Landrat seit 12. Februar 2019 und führt aktuell den Landkreis in verschiedenen Bereichen in die Zukunft. Richtungsweisende Projekte in den vergangenen Jahren waren unter anderem die Gründung der Digitalmanufaktur Rödental, der Start der Sanierungsarbeiten am Neustadter Arnold-Gymnasium sowie die Entscheidung für den Neubau eines Klinikums – letzteres ist das größte Bauprojekt, das es je in der Stadt und dem Landkreis Coburg gegeben hat. Berthold Köhler
Die 5 Landräte des Landkreises Coburg
592 Quadratkilometer
Fläche hat der Landkreis Coburg. Von Rottenbach im Norden bis Lahm im Süden, von Rudelsdorf im Westen bis Hassenberg im Osten.