Es ist die schönste Nebensache der Welt: Schlafen! Rund 23,5 Jahre unseres Lebens verbringen wir Deutschen im Bett. Andere Länder kommen auf weniger Schlafzeit - zumindest in der Nacht. Beispielsweise halten die Griechen, Spanier oder einige Italiener zur Mittagszeit zwei bis drei Stunden Siesta, dafür sind sie aber in den Abendstunden länger wach. Die Japaner pflegen die Schlafkultur des „Inemuri": Die kurze nächtliche Schlafphase wird durch mehrere Powernaps" während des Tages verlängert - sogar am Arbeitsplatz. In Guatemala und Mexiko schwört man auf eine alten Maya-Brauch: Sogenannte „Sorgenpuppen", denen man vor dem Zubettgehen seine Ängste und Probleme schildert, werden nachts unter das Kopfkissen gelegt. Sie sollen die Sorgen nehmen und einen ruhigen Schlaf bescheren. Ganz egal, wie unterschiedlich das Schlafverhalten auch ist, das Ziel ist immer ein möglichst ausgewogener und gesunder Schlaf.
So wichtig ist guter Schlaf
Schlafmangel hinterlässt immer seine Spuren. Auch wenn ein Schlafdefizit von ein bis zwei Stunden nicht gravierend erscheint, so bedeutet doch jede halbe Stunde Schlaf einen deutlichen Unterschied in puncto Leistungsfähigkeit des Gehirns und auch Langzeitgesundheit. Fehlt uns genügend Schlaf, so sind wir weniger belastbar und konzentriert. Langfristig kann eine gestörte Nachtruhe sogar massive Auswirkungen haben. Denn der Körper braucht die Ruhepause unter anderem, um das Immunsystem gut aufzustellen und Zellschäden zu reparieren. Das Herz-Kreislaufsystem regeneriert sich. Nicht erholsamer Schlaf kann unter anderem die Infektanfälligkeit steigern und Diabetes fördern. Außerdem steht Schlafmangel im Verdacht, das Risiko einer Depression zu erhöhen.
Sechs Schlafräuber
Ein deutscher Erwachsener schläft im Durchschnitt sechs bis acht Stunden pro Nacht. Jedoch kommt bei einigen von uns der Schlaf viel zu kurz, dabei ist er genauso lebensnotwendig wie Essen, Trinken und Atmen. Ob stressbedingt, durch den Familienzuwachs oder sogar Krankheiten-Ursachen für unseren Schlafmangel gibt es viele. Was den meisten von uns jedoch nicht bewusst ist: Zahlreiche dieser Gründe können wir selbst ausschalten.
1. Genussmittel und Völlerei:
Wer viel und regelmäßig Alkohol und Nikotin konsumiert, durchlebt in der Nacht eine Art Mini-Entzug und kommt nicht zur Ruhe. Zudem belebt Nikotin den Körper und verhindert das Einschlafen. Das Ergebnis: nächtliche Anspannung statt Entspannung. Alkohol hingegen macht zwar müde, stört jedoch die Tiefschlafphasen, in denen der Großteil der Regeneration stattfindet. Auch sollte vor dem Schlafengehen auf zu viel oder zu fettiges Essen verzichtet werden. Denn dann ist der Körper zunächst mit der Verdauung beschäftigt.
2. Mediennutzung:
Vor dem Schlafengehen noch Fernsehen oder an Smartphone oder Tablet spielen? Keine gute Idee! Das blaue Licht, welches von den Geräten ausgeht, sorgt nämlich dafür, dass die Bildung des Schlafhormons Melatonin unterdrückt wird. In der Folge wird man eher wacher als müde, was das Einschlafen und eine erholsame Nachtruhe erschwert.
3. Lärm und andere Faktoren:
Laute Partys in der Nachbarschaft, vibrierendes Handy, die Waschmaschine im Schleudergang, schnarchende Partner oder weinende Kinder - all das stört die nächtliche Erholung gleichermaßen. Auch zu warme Temperaturen oder gar Schimmel im Schlafzimmer sind Störfaktoren - letzteres ist sogar gesundheitsschädlich!
4. Falsche Bett-Ausstattung
Passen Matratze, Kopfkissen und Bettdecke nicht zum Schläfer und seinen individuellen Bedürfnissen, lässt sich kaum eine gute Schlafqualität erreichen. Sowohl Matratze und Lattenrost sowie Komplettbetten wie Boxspringbetten als auch die Bettwaren sollten den jeweiligen Anforderungen entsprechen und auf die Schlafsituation abgestimmt sein. Übrigens spielen auch die Anordnung des Bettes sowie die Farbgestaltung im Schlafzimmer eine entscheidende Rolle bei der Schlafqualität. Auch entziehen zu viele Pflanzen dem Schlafzimmer in der Nacht wichtigen Sauerstoff.
5. Stress und Sorgen:
Innere Anspannung zählt zu den häufigsten Gründen für unruhige Nächte, für abendliches Grübeln und viel zu frühes Erwachen. In Stresssituationen schüttet der Körper das Hormon Cortisol aus, dadurch steigt zwar die Leistungsfähigkeit, aber man kommt nicht zur Ruhe. Auf Dauer kann das ernste gesundheitliche Folgen haben - für Körper und Seele.
6. Gesundheitliche Probleme:
Verschiedene Schlafkrankheiten beeinträchtigen ebenfalls die nächtliche Erholung. Mit Abstand am häufigsten tritt die Obstruktive Schlafapnoe auf: Hierbei kommt es zu Atemaussetzern in der Nacht. Häufig weisen Schnarchgeräusche in Kombination mit unnatürlich langen Atempausen auf die Krankheit hin. Auch beim Undine-Syndrom - einer seltenen, angeborenen Erkrankung des zentralen Nervensystems - fehlt die normale autonome Atmungskontrolle oder ist gestört. Das bedeutet, dass der Patient oft nicht selbstständig ausreichend atmen kann. Bei Verdacht auf solch eine Erkrankung sollte in jedem Fall ein HNO-Arzt sowie ein Schlaflabor aufgesucht werden.
Tipps für gesunden Schlaf
Um gut und lange zu schlafen, sollte auf folgendes vor dem Zubettgehen verzichtet werden: Nikotin, Kaffee, Alkohol, schweres und fettiges Essen sowie die Nutzung von TV, Tablet und Smartphone. Wer schlecht schläft, sollte außerdem seine abendlichen Gewohnheiten und die Bett- und Schlafzimmerausstattung genauestens überprüfen. Bei großem Stress oder gar gesundheitlichen Problemen sollte auf jeden Fall ein entsprechender Arzt aufgesucht und Maßnahmen zur geistigen und körperlichen Entspannung ergriffen werden.
Was auch hilfreich ist: Viel Sonne tanken! Das Schlafhormon Melatonin kann unser Körper i am besten ausreichend bilden, wenn er tagsüber genug Sonnenlicht hatte. Wer trotzdem unter nervösen Schlafstörungen leidet, kann auf Heilpflanzen wie Passionsblume, Hafer und Hopfen setzen.
Solche homöopathischen Tropfen gibt es in jeder Apotheke. Was bei Unruhe und Sorgen hilft: Gute Gedanken fördern! Wer sich abends zum Beispiel drei schöne Dinge notiert, kann schon nach kurzer Zeit ein positives Lebensgefühl entwickeln. Dadurch verbessert sich oft auch die Schlafqualität. Übrigens: Nach nur ein paar Tagen Schlafdefizit ist man wie betrunken.
Die Leistungsfähigkeit lässt nach, auch wenn man das selbst oft nicht merkt. Also höchste Zeit, den Schlafräubern an den Kragen zu gehen! Sina Kemnitz
SO KURIOS SCHLÄFT DIE TIERWELT
Tief und lang: Zu den absoluten Langschläfern im Tierreich zählt das Faultier - zwischen 15 und 20 Stunden schläft es, egal ob hängend oder liegend.
Aber auch Löwen, Koalas und Igel legen sich gerne für eine längere Zeit aufs Ohr. Ein echter Profi, der auf seine 20 Stunden nicht verzichten will, ist übrigens die sogenannte braune Fledermaus. Kurz und intensiv: Am effektivsten schläft das Okapi. Die Waldgiraffe legt sich für etwa sechs Stunden hin, ihre Tiefschlafphase dauert aber nur 30 Sekunden. Dafür wiederholt sich diese pro Nacht stolze zehn Mal. Somit ist das Okapi morgens putzmunter und bereit für den neuen Tag.