Neues Plätzchen für draußen gesucht? Wenn ums Haus herum Outdoor-Fläche fehlt, offeriert ein Balkonanbau spannende Optionen auf erweiterten Lebensraum. Was wieviel wo drangehängt, draufgesetzt oder hingemacht werden kann, hat viel mit baulichen Voraussetzungen und Statik zu tun. Wilde Wohnfantasien müssen dementsprechend mit individuellen Umständen und realer Machbarkeit abgeglichen werden.
Wunsch-Standort
Raus aus der Küche Richtung aufgehender Sonne und kühler Nachmittagsbeschattung? Vor dem Wohnzimmer mit Blick in den Süden plus längster Rundum-Besonnung? Oder am westlich gelegenen Schlafzimmer mit Garantie auf magische Sonnenuntergänge? Jede Himmelsrichtung und jeder Standort hat spezielle Reize und birgt manchmal Herausforderungen, was wiederum Einfluss auf die Materialwahl haben sollte. Ums Licht wegnehmen geht es ebenfalls: Wer einen Balkon anbaut oder vergrößert, verdunkelt darunter liegende Zimmer. Helle Außenwände und Balkondecken als auch transparente Bodenflächen können den Effekt zumindest mildern.
Balkon-Traumstoff
Stahl, Alu oder Holz? Das ist einerseits eine ästhetische, aber auch eine ganz praktische Entscheidung. Metall bietet nicht nur bei Westbalkonen besseren Wetterschutz, hier sind auch mehr vorgefertigte Anbau-Varianten zu haben. Holz offeriert trotzdem eine besondere atmosphärische Optik und Haptik und steht nicht nur fürs traditionelles Outdoor-Feeling. Laut Balkon-Experten gelten Holzbalkone als besonders leicht hin- und ausbaubar. Ganz pragmatischer Wetterschutz gilt für alle Materialien und für alles, was darunter liegt. Wer unterm Balkon keinen nassen Kopf bekommen möchte, sollte sich ums Regenwasser-Dirigieren kümmern.
Geländer-Thema
Balkongeländer: Sind für die Sicherheit, müssen statischen Erfordernissen genügen und schon per Abmessungen absturzsicher sein. Ab einer Balkonhöhe von einem Meter sind 90 Zentimeter hohe Geländer vorgeschrieben, ab zwölf Meter potenzieller Sturzhöhe muss so eine Brüstung 1,10 Meter hoch gebaut werden. Und: Beträgt die Absturzhöhe mehr als 1,50 Meter, darf auch die Weite von Geländer-Öffnungen zwölf Zentimeter nicht überschreiten.
Was die Statik betrifft: Balkongeländer können generell auf, an oder unter der Balkonplatte oder auch an den Stützen montiert werden. Um Spannungen und Risse im Mauerwerk zu vermeiden, sollten sie allerdings niemals direkt an der Hauswand festgemacht werden.
Befestigungsoptionen
Drauf und dran – mit oder ohne Bindung ans Haus: Abhängig von baulichen Voraussetzungen gibt es dreierlei Möglichkeiten für nachträglichen Anbau. Der selbsttragende Vorstellbalkon steht auf vier Stützen und wird vor die eigentliche Fassade der Hauswand gestellt. Die teilselbsttragende Variante wird auch Anbaubalkon genannt und ist ähnlich strukturiert – hat aber nur zwei Stützen. Für die Hauswand sind keine Pfeiler nötig, weil der Bausatz direkt mit Edelstahlkern in der Geschossdecke angebracht wird. Der freitragende oder auch Kragarmbalkon wiederum kommt komplett ohne Stützen aus, weil er als Verlängerung der Bodenplatte des Geschosses gemacht ist. Profis finden ihn zwar elegant, halten ihn allerdings für schwierig nachrüstbar: Vorher sollte unbedingt die Statik geprüft werden, ob die Variante buchstäblich haltbar ist. Besonders prima funktioniert es bei Beton.
Genehmigungspflicht
Es gilt: Kein Balkon ohne offizielle Genehmigung. Der zweite oder sogar der erste Schritt führt deswegen unbedingt zum Bauamt. Bauantrag mit Baubeschreibung, Lageplan, Ansichten und Grundriss einreichen ist Pflicht: Schließlich sieht das Haus danach anders aus, weil die Architektur verändert wird. Bei einer Eigentumswohnung bedarf es auch der Zustimmung der Miteigentümer des Hauses.
Kostenschätzung
Der finanzielle Aufwand ist wie bei allen kreativen Außenanbauten dehnbar. Trotzdem gibt es grobe Schätzungen. Laut Profis kostet der freihängende Kragarmbalkon am meisten: Hier werden circa 20.000 Euro veranschlagt. Mit knapp 10.000 Euro gelten die selbsttragenden Vorstellbalkone als verhältnismäßig günstig. Im Durchschnitt sollten Balkon-Liebhaber aber auf jeden Fall mit etwa 13.000 Euro rechnen: Enthalten sind da Bausatz, Geländer, Dreh- oder Kipptür als auch Handwerkskosten.
Reihenfolge
Bei Stütz-Balkonen werden erst Fundamente angelegt, Eckpfosten montiert, Stützen befestigt, dann Hauptträgerbalken angebracht, der Boden befestigt, Geländerpfosten montiert und der Handlauf ergänzt. Um den Balkon abzudichten, empfehlen Experten Glasvliesbahnen, die auf die Nutz- und Federbretter gelegt werden, darüber kommt dann eine dampfsperrende Folie. Abschließend wird eine Flachdachdämmung aufgelegt und mit Dachpappe abgedichtet. Als Gehbelag sind beispielsweise lose Holzroste gut geeignet.
Machen lassen!
Finger weg von Eigenregie: Balkonanbau ist ein statisch wie optisch sensibles Projekt und bedarf neben sorgfältigster Planung akribischer Durchführung. Architekt oder Bauunternehmen? Geht beides. Ein Architekt kann schon die allerersten Schritte bei der Findung unterstützen und hat meistens Bauunternehmen an der Hand. Komplettanbieter präsentieren sich ebenfalls mit besten Beratungskompetenzen plus kompletter Ausführung im kompakten Gesamtpaket. Annette Gropp