Sonne macht glücklich: Der Trend zu offenen Häusern mit vielen Fenstern und großen Glasflächen beschert lichtdurchflutete Räume und neben Helligkeit und Wärme mehrdimensionales Wohlgefühl. Doch viel Licht braucht viel Beschattung: Es gibt einige gute Gründe, sich sorgfältig mit kreativen Schutzmaßnahmen auseinanderzusetzen.
Warum beschatten?
Unlimitiertes Eindringen von Sonnenlicht macht richtig heiß. Und zwar nicht nur unmittelbar, sondern auch nachhaltig. Die Temperatur von Räumen steigt auch durch aufgeheizte Wände oder über Objekte, die lange nach dem Bescheinen abstrahlen – was nicht wirklich sinnvoll über Klimaanlagen auszugleichen ist. Zur Wärme kommt auch das Licht: Das macht bei aller Schönheit Reflexionen auf Glasscheiben von Schränken, Vitrinen, auf Fernseh- und Computerbildschirmen, die blenden und die Sichtqualität beeinträchtigen. Sonnenlicht hat außerdem einen bleichenden Effekt auf Möbel und Accessoires, deren Optik sich massiv verändern kann.
Drinnen oder draußen?
Aus bauphysikalischer Sicht gelten Außenmaßnahmen als Optimum. Sonnenschutz vor der Verglasung absorbiert Sonnenstrahlen bereits teilweise, die restliche Strahlung wird entweder reflektiert oder durchgelassen – wobei es sich beim Rest nur noch um langwellige Varianten handelt, die wiederum Verglasungen gar nicht passieren können. Innenliegender Sonnenschutz dagegen funktioniert ausschließlich durch reflektieren: Weil das Fensterglas in diesem Fall weiter der Sonne ausgesetzt ist und sich aufheizt, gelangt die Wärmestrahlung weiter zumindest teilweise ins Gebäudeinnere. Weil jedes Haus anderswo steht, anders gebaut ist und sonnenmäßig andere Bedürfnisse hat, funktionieren am allerbesten Kombis aus beidem.
Outdoor-Schutz: am besten vor dem Fenster
Als Klassiker schlechthin sind Rollläden aus Stabprofilen gelenkig miteinander verbundene und eben zusammenrollbare Fensterabschlüsse, die neben der Sonne auch ungebetene Besucher abwehren können. Aus Kunststoff oder Aluminium schützen sie die Räumlichkeiten übers mechanische oder elektrische Auf- und Abrollen an der Außenseite von Terrassentüren, Fenstern und auch Dachfenstern. Für draußen zu haben sind auch Markisen, Segel und Schirme aus textilen witterungsbeständigen Gewirken, Gestricken und Geweben – mittels falten, raffen oder rollen können solche textilen Elemente auch komplett weggepackt werden. Gerade motorbetriebene Varianten diverser Schutzsysteme arbeiten inzwischen auch smart. Intelligente Sensoren reagieren auf eine vorher festgelegte Sonneneinstrahlung – und fahren dann automatisch aus. Profis bieten inzwischen auch Home-Boxes als smarte Steuerungszentralen, die diverse Szenarien rund um Wetter, Jahreszeit, Tageszeit plus individuelle Wünsche einstellen lassen und Impulse an Endgeräte senden.
Innerlich: Fenster als Schattenmacher
Auch Fenster mit speziell verarbeitetem Glas liefern Sonnenschutz: Elektrochromes Glas kann beim Anlegen von Spannung mittels dünner Beschichtung Farbe verändern, Sonnenstrahlen filtern und dabei besonders energiegeladene Infrarotstrahlung aus Innenräumen raushalten. Thermochrome Verglasungen mit Substanzen in Folien verdunkeln sich automatisch, wenn die Temperatur auf der Scheibe einen gewissen Wert erreicht. Liquid Crystal wiederum ist intelligentes Glas, das mit einer Polymer-Flüssigkeit funktioniert: Hier wird allerdings keine UV-Strahlung abgehalten, sondern einfallendes Licht so gestreut, dass eine Milchglas-Optik entsteht.
Drinnen dicht machen
Vorhänge, Plissees oder Jalousien sind meist einfach anzubringen, leicht auszutauschen, pflegeleicht – und hinsichtlich Material und Optik variabel ans persönliche Innenambiente anzupassen. Geeignet sind die unterschiedlichen Versionen außerdem fürs horizontale, vertikale und schräge Montieren zum Beispiel an Dachfenstern. Einige Systeme kombinieren dabei Sonnen-, Blend- und Insektenschutz in einem Material, andere Kombis schalten verschiedene Materialschichten hintereinander. Hinsichtlich Hitze muss mit Tricks gearbeitet werden: Weil die Wärme bereits als thermische Last drinnen angekommen ist, sollte die warme Luftschicht, die bereits zwischen Fassade und Sonnenschutz angekommen ist, im Idealfall abtransportiert werden. Thermische Spiegel können durch hochgradige Reflexion eine Ausbreitung des Wärmestaus verzögern oder verhindern – was primär mit Material und Farbe zu tun hat. Jalousien mit mobilen Lamellen sind hoch reflektierend, materialmäßig sind Holz, Kunststoff und Aluminium geeignet. Textile Stoffe kommen bei Rollos, Faltstores und Vorhängen zum Einsatz. Auch hier gibt‘s cleveres Tuning: Technisch ambitionierte Stoffe bestechen per graduell zunehmender Transmission und Reflexion und regulieren über Beschaffenheit, Webart oder Elastizität. Annette Gropp
Gut zu wissen
• Sommerlicher Wärmeschutz gilt offiziell als nachhaltig, spart Energie und erhöht Wohnkomfort. Für die äußere Beschattung ist innerhalb der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) deshalb eine Förderung zu haben.
• Maßnahmen rund um Rollladen und Co. werden von der BAFA mit 20 Prozent der Investitionssumme gefördert. Die wiederum muss mindestens 2.000 Euro betragen.
• Die maximale Förderungssumme der KfW liegt bei 60.000 Euro pro Jahr und Wohneinheit.
• Voraussetzung sind DIN-Vorgaben, die vom Energieberater gecheckt werden müssen. BAFA- als auch KfW-Förderung müssen vor Beauftragen eines Handwerksbetriebes geklärt werden.
• Zuschuss online beim BAFA, Förderkredit der KfW bei einer Bank oder Sparkasse beantragen.