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Sehnsucht nach Wahrheit und (Meinungs-)Freiheit

Geburtsstunde

Sehnsucht nach Wahrheit und (Meinungs-)Freiheit

8. Januar 1946: Oberleutnant Irving Dilliard (l.) überreicht im Namen der amerikanischen Militärregierung die ersehnte Lizenzurkunde an Georg Wirth, Walter Meiß und August Hans Brey. Erst diese ermöglichte es dem Trio, eine Tageszeitung von Deutschen für Deutsche und Bücher herauszugeben. Foto: FT/Archiv

23.07.2021

Mit der Übergabe der Lizenz schlägt am 8. Januar 1946 die Geburtsstunde des Fränkischen Tags. In einer Feierstunde im Bamberger Rathaus bekommen August Hans Brey, Walter Meiß und Georg Wirth, die die amerikanische Militärregierung von ihrer Integrität und der Lauterkeit ihrer Absichten überzeugt haben, das ersehnte Schriftstück überreicht. Dieses überträgt ihnen die vertrauensvolle Aufgabe, eine Zeitung „von Deutschen für Deutsche“ herauszubringen.   

Walter Meiß, der in den Monaten zuvor von den Amerikanern als Betriebsleiter für den publizistischen Lückenfüller „Bayerischer Tag“ eingesetzt worden ist, verspricht in seinen Dankesworten: „Nach dem Dunkel der Vergangenheit soll es Tag werden in Franken, heller, sonniger, fränkischer Tag!“

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Oberstleutnant Irving Dilliard, der wenig später in der Reindl-Druckerei auch die für damalige Verhältnisse fortschrittliche Rotationsmaschine für den Druck der ersten FT-Ausgabe in Gang setzt, gibt dem Trio bei der Übergabe folgendes mit auf den Weg: „Meine Herren, seien Sie nicht abergläubisch, Sie bekommen die Lizenz Nummer 13.“ Dabei hatte es im Vorfeld genug Anlass gegeben, genau das zu sein.

„Meine Herren, seine Sie nicht abergläubisch, Sie bekommen die Lizenz Nummer 13.“

IRVING DILLIARD, Oberstleutnant der US-Militärregierung

Beschwerliche Bedingungen

Es fehlte an Autos für die Redaktion, Kohle zum Beheizen der Redaktionsräume und der Strom fiel auch das eine oder andere Mal aus. Zu allem Überfluss versagte das Fernmeldegerät, der so genannte Hellschreiber, seinen Dienst. Und weil das Telefonamt die Verbindung nach Nürnberg nicht herstellen konnte, war mit kollegialer Hilfe auch nicht zu rechnen. Die Verkettung gebrochener Zusagen mit technischen Problemen und beschwerlichen Bedingungen sorgt dafür, dass der FT am 8. Januar mit drei Tagen Verspätung Premiere feiert – aber er erscheint. Diese Situation beschreibt August Hans Brey in der zweiten FT-Ausgabe nüchtern und erklärt abschließend: „Beim Zusammenstellen der Seiten war das Licht so schwach, dass man die Buchstaben nicht mehr lesen konnte. Doch die Nummer 13 konnte niemand unterkriegen!“

60 000 Exemplare beträgt die Startauflage des Fränkischen Tags im Jahr 1946.

20 Pfennige kostet der Fränkische Tag in seinen Anfangsjahren.

Die Sehnsucht nach einer Zeitung ist groß. Vor dem Verlagshaus in der Bamberger Innenstadt bildet sich am 8. Januar 1946 eine große Menschentraube. Alle wollen ein Exemplar der neuen Zeitung ergattern, deren Auflage die amerikanische Militärregierung zunächst auf 60 000 Stück beschränkt hat. Acht Seiten umfasst der FT, der bis 1948 nur mittwochs (vier bis sechs Seiten) und samstags (sechs bis acht Seiten) erscheint.

Die FT-Familie wächst

Das von den Amerikanern festgelegte Verbreitungsgebiet erstreckt sich auf Stadt und Landkreis Bamberg, aber auch auf die Kreise Forchheim, Höchstadt- Aisch, Ebermannstadt, Staffelstein, Scheinfeld-Nord, Haßfurt und Ebern. Doch das Interesse wächst, sodass bald auch Lichtenfelser und Kronacher den Fränkischen Tag lesen und es bis heute tun. red